Über uns

Der Musikverein Sulgen besteht seit dem Jahr 1871. Seither haben Generationen von Musikerinnen und Musikern die Tradition fortgeführt und für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Vereins gesorgt.   

„Tradition“ ist jedoch sprichwörtlich nicht die Bewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. Ständig gilt es, die Zeichen der Zeit zu erkennen, hierbei Bewährtes zu bewahren, ohne sich an Althergebrachtes zu klammern. Seit über 140 Jahren finden sich die Musiker des Musikvereins Sulgen zusammen, um gemeinsam ihre Leidenschaft zur Musik auszuleben. Mit unserer Jugendarbeit wollen wir dafür sorgen, dass der Verein auch in den nächsten 140 Jahren blüht und gedeiht.   

Möchten Sie unsere Arbeit unterstützen, würden wir uns freuen, Sie als passives Mitglied in den Verein aufnehmen zu können. Noch wertvoller als eine Geldspende ist für den Verein jedoch die Spende eines der wichtigsten Güter in der heutigen Zeit: Ihrer Zeit. Falls Sie ein Instrument eines Blasorchesters spielen können, würden wir uns freuen, Sie gar als aktives Mitglied in unseren Reihen begrüßen zu dürfen. Kontaktieren Sie uns.   

In diesem Sinne: Der Musikverein Sulgen freut sich auf weitere 140 Jahre Leidenschaft und Liebe zur Musik.   

Das Hauptorchester   

Unser Hauptorchester besteht im Moment aus etwa 64 aktiven Musikerinnen und Musikern. Der Altersdurchschnitt liegt im Moment bei etwa 31 Jahren. Bei Wertungsspielen ist das Hauptorchester des Musikvereins in den letzten Jahren in der Stufe 4 (Oberstufe) angetreten.      

Die Jugendkapelle   

Die Jugendkapelle des Musikvereins Sulgen wurde im Jahre 1980 gegründet mit dem Ziel, die Einbindung von Jugendlichen in das Vereinsleben zu verbessern und die Jugendarbeit zu intensivieren.    

Mit dem Projekt „Klassenmusizieren“ hat der Musikverein Sulgen jüngst eine Initiative gestartet, die bereits Kindern im Grundschulalter das Erlernen eines Instrumentes ermöglichen soll.

Geschichtliches

Im Folgenden einige geschichtliche Betrachtungen zur Entwicklung des Musikvereins in den letzten 140 Jahren. Der Text ist sehr lang, jedoch mit Sicherheit auch sehr lesenswert. Generell lässt sich sagen, dass das Vereinsleben in ganz erstaunlichem Maße durch das jeweilige Zeitgeschehen geprägt war, die Geschichte wird gewissermaßen am Beispiel der Entwicklung des Vereins lebendig. Es waren bewegte 140 Jahre, die die verschiedenen Generationen erlebt haben.      

Die älteste erhaltene Fotografie der Sulgener Musiker (entstanden zwischen 1871 und 1878)   

Die Anfangsjahre vor der Gründung   

Im Jahr 1871 fanden sich die acht Musiker August Effinger, Rudolf Haigis, Johannes Hakenjos, Johannes Heckler, Johannes Lamprecht, Nikodemus Nagel, Leo Rapp und Johannes Weisser als Musikkapelle zusammen, sie gründeten jedoch noch keinen eigenen Verein.   

Johannes Müller, der Gemeindepfleger von Sulgen, gewährte ein Darlehen in Höhe von 100 Gulden zur Beschaffung von Instrumenten. Einige Monate lang wurden die Proben von einem ehemaligen Militärmusiker namens Saras geleitet, der jedoch das Amt aus gesundheitlichen Gründen wenig später aufgeben musste. Erst sechs Jahre später konnte Friedrich Rapp als Dirigent verpflichtet werden, in der Zwischenzeit leiteten die Musiker ihre Proben selbst. Im Jahr darauf musste jedoch das Gründungsmitglied Johannes Heckler, der einer der besten Musiker war, den Dienst beim Militär leisten, die Gruppe war daher über einen längeren Zeitraum wenig aktiv. Im Folgenden gingen viele der Musiker eigene Wege, drei von ihnen wanderten in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Es gab vereinzelt Auftritte im losen Verband, hauptsächlich bei gesellschaftlichen Gelegenheiten wie Hochzeiten.   

Der Rückkehr des Musikers Johannes Heckler aus dem Militärdienst 1883 ist es vermutlich zu verdanken, dass die Gruppe sich nicht vollständig auflöste. Nur noch als Trio traten Johannes Heckler, August Effinger und Leo Rapp auf. Doch in der Folgezeit schlossen sich immer mehr Musiker diesem Trio an, sodass die Kapelle wenig später aus mehr als einem Dutzend Musikern bestand.   

Die Gründung des Vereins   

Im Jahre 1885 wurde der Musikverein Sulgen dann offiziell gegründet. Man wählte im Gasthaus „Unot“ Paul Kammerer zum Vorstand des Vereins und legte den Mitgliedsbeitrag für passive Mitglieder auf 20 Pfennig pro Monat fest. Johannes Heckler übernahm das Amt des Dirigenten und der „Musikverein Sulgen-Sulgau“ spielte bei verschiedenen größeren Festivitäten in Sulgen und Umgebung auf. Nach acht Jahren gab er das Amt des Dirigenten auf und verließ Deutschland, um wie viele andere Mitglieder des Musikvereins in Amerika eine neue Heimat zu finden. Der Verein litt in den zwei Jahrzehnten nach seiner offiziellen Gründung sehr an der Abwanderung einiger Mitglieder.   

Auflösung und Erster Weltkrieg   

Interne Streitigkeiten der Musiker führten schließlich dazu, dass der Verein im Jahre 1912 vollständig aufgelöst und das Vereinseigentum – Musikinstrumente und Notenbücher – im alten Gasthof „Linde“ versteigert wurden.   

Diese wurden jedoch allesamt vom Bäckermeister Johannes Langenbacher zum Preis von 1.100 Mark aufgekauft. Langenbacher gründete wenig später mit einigen der ehemaligen Musiker erneut einen Musikverein, der als „Becken-Musik“ bekannt wurde. Das Probelokal des Musikvereins wurde in der Backstube der Bäckerei von Johannes Langenbacher eingerichtet und man traf sich wieder zum Proben der Musikstücke.   

Als im Jahre 1914 dann der Erste Weltkrieg ausbrach, mussten einige der Musiker den Militärdienst antreten. Im Krieg fielen die Musiker Josef Langenbacher, Otto Langenbacher und zwei der Söhne von Johannes Langenbacher, Hans Müller und Andreas Obergfell. Am Ende des Ersten Weltkrieges waren durch Todesfälle und Abwanderung ein weiteres Mal nur drei Mitglieder übrig und der Musikverein schien am Ende.      


Der Musikverein Sulgen im Jahre 1924 vor der heutigen Grundschule      

Die erste Uniform wurde im Jubiläumsjahr 1931 angeschafft, Aufnahme ebenfalls vor der heutigen Grundschule   

Die Weimarer Republik   

Johann Langenbacher jr. erwies sich als Retter in der Not und brachte die Sulgener Musikfreunde wieder zusammen. Am 30. März 1919 wurde der Musikverein Sulgen-Sulgau neu gegründet. Johann Langenbacher selbst übernahm das Amt des Vorsitzenden sowie des Dirigenten der elf Mann starken Kapelle.   

Der Musikverein gewann mit der Zeit neue Mitglieder und die Kapelle wuchs. Im Jahre 1923 übernahm Lehrer Hirsch die musikalische Leitung des Orchesters und man gab verschiedene Konzerte in Gaststätten, über die in der Zeitung berichtet wurde. Unter der Leitung von Otto Haigis nahm der Musikverein dann im Jahre 1928 an einem Wertungsspiel in Heitersheim bei Freiburg teil und errang den ersten Preis.   

Die Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg   

In den ersten Jahren nach der „Macht-Ergreifung“ durch die NSDAP waren in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft die Auswirkungen der Gleichschaltung zu erkennen. Im Jahre 1934 wurde der Musikverein Sulgen zwangsweise in den Reichsbund für Volksmusik eingegliedert. Zu verschiedenen Anlässen erhielten die Musiker Auftrittsbefehle.   

Später, im Jahre 1938, wurde der Musikverein durch den Ortsgruppenleiter der NSDAP und Bürgermeister der Gemeinde Sulgen, die nur von 1934 bis 1939 bestand, aufgelöst. Alle Musikinstrumente und das Vereinsvermögen wurden im Zuge dieser Auflösung beschlagnahmt. Es wurde der Vorschlag gemacht, der Musikverein könne als SA-Kapelle weiter auftreten, was jedoch von allen damaligen Mitgliedern abgelehnt wurde. Nach Einreichen einer Beschwerde beim Bezirksleiter in Rottweil wurde die Auflösung jedoch wenig später rückgängig gemacht. Gestrichen blieb jedoch die Förderung des Vereins durch die Gemeinde, da die Mitglieder es vorzogen, nicht in die NSDAP einzutreten.   

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde etwa die Hälfte der Musiker des Musikvereins Sulgen als Soldaten in den Krieg gerufen. Viele der Mitglieder starben in jener Zeit, das Schicksal von Anton Ginter, August Ginter und Franz Reuter ist bis heute nicht geklärt. Die Vereinstätigkeit kam in diesen Jahren praktisch zum Erliegen.   

Die Nachkriegszeit   

Da die Rechte der Bevölkerung in der ersten Zeit nach dem Krieg durch die Militärregierung stark eingeschränkt war, mussten die ersten Proben heimlich stattfinden. Als Probelokal diente wiederum die Backstube der Bäckerei Langenbacher. Es waren die alten Mitglieder, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten, die sich dann wieder zu Proben trafen. Es wurde bei der Militärregierung später der Antrag auf eine weitere Neugründung des Vereins gestellt und am 27. Juli 1946 wurde im Gasthaus „Linde“ der „Musikverein Schramberg-Sulgen“gegründet. Wie in jener Zeit üblich, wurde die Versammlung damals von der Polizei überwacht, es wohnten ihr 21 Mitglieder bei und den Vorsitz übernahm Alfons Langenbacher. Es wurde hierbei auch ein eigenes Streichorchester gegründet, welches zum ersten Mal im Jahre 1947 auftrat.